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Christophstal

bei Freudenstadt

Unter Sophie

Die Grube Untere Sophia ist eine der wenigen im Forbachtal, deren Mundloch heute nicht zugeschüttet ist. Durch ein Eisengitter kann ein Blick in den Stollen geworfen werden. Sie soll früher zu einem Grubenfeld gehört haben, das ursprünglich "Sankt Johann am Friesenberg" hieß  und 1663 in Sophia umbenannt wurde1. Zur Unterscheidung zu der Sophia in der Nähe des Langenwaldsees wird sie in der Literatur Untere Sophia genannt.

Als die Gemeinde Baiersbronn einen Erlebnispfad ("Im Tal der Hämmer") anlegen wollte, stieß der Baiersbronner Gemeindehistoriker Wilhelm Günther auf Auf eine Karte der Herzoglichen Hüttenwerke, in der die Grube eingezeichnet war. Von ihr war zu diesem Zeitpunkt nichts mehr bekannt, da der Eingang verschüttet war. Die Grube konnte anhand der Karte lokalisiert werden und wurde am 21. Julia 1995 freigelegt3. Der (damalige) Archäologiestudent Uwe Meyerdirks hat sie erforscht und die Ergebnisse in dem Heft "Die ehemalige Grube Unter Sophia" der Dorfgemeinschaft Friedrichstal veröffentlicht. Damit dürfte diese Grube diejenige sein, die am besten erforscht ist, zumal er sich weitgehend auf die Originalakten aus dem Landesarchiv stützte.

51 = Bauernhaus
68 = Untere Sophia

Heute ist der Zugang zum oberen Stollen freigelegt und mit einem Gitter versehen, sodaß heute ein Blick hinein geworfen werden kann. Eine Begehung ist nicht möglich.

Bereits 1598 wird eine Grube Sophia im Christophstal erwähnt. Kunzmann vermutet, daß es sich dabei um die

Obere Sophia

handelt4 Demgegenüber ist Uwe Meyerdirks der Meinung, daß es sich bereits damals um die Untere Sophia handelt5.

Ein 2. Mal wird die Grube 1663 in den Bergprivilegien Herzog Christophs III. erwähnt6. Neun Jahre später - 1671 - scheint der Betrieb jedoch wieder geruht zu haben.

Sie wurde ab 1750 von einem Bergmann Geiger "gemutet". der eine Gesellschaft für den Betrieb der Grube gründete. Diese betrieb sie bis Endes des Quartals Riminiscere 1758 (nach Schuler bis 1757)7, danach der Betrieb aber wieder eingestellt, da der Erlös mit 4 Gulden 30 Kreuzern bei geschätzten 3000 Gulden Kosten gering war8. Die wirtschaftlichen Verhältnisse zeigten sich auch an der Belegschaft. Bis 1753 war nur ein Bergmann auf der Grube beschäftigt. Danach beteiligte sich auch der Herzog an der Grube, wodurch ein Steiger und 3 weitere Hauer eingestellt werden konnten9.

1768 mutete der Bergmann Michel Georg die Grube erneut und betrieb sie zusammen mit dem Schichtmeister Eith und einigen anderen Bergleuten. Doch bereits im Quartal Trinitatis 1775 wurde sie wieder still gelegt10.

1790 wurde von Bergrat Widemann vorgeschlagen, alle anderen Gruben stillzulegen und nur die Untere Sophia wieder zu betreiben11. Ab wann es dazu kam, ist nicht bekannt - lediglich, daß sie 1812 noch einmal in Betrieb war12.

Beschreibung der Grube

Uwe Meyerdirks hat versucht, nachzuvollziehen, wie der Ausbau der Grube vor sich ging. Leider ist das nur unvollständig geschehen, da für Betriebsperioden vor dem 18. jahrhundert keine Informationen vorliegen13.

Die Grube besteht aus 3 Stollen - dem Oberen Stollen, dem Tiefen Stollen (etwa 6m unterhalb des Oberen Stollens) und dem Neuen Stollen auf der gegenüberliegenden Talseite (etwa hinter dem Gasthaus Eintracht).

In den früheren Betriebsperioden war der Obere Stollen mit 2 Schächten ("Gesenken") vesehen worden. Eines - das Untere Gesenk liegt etwa 36 vom Mundloch entfernt, ist 5m tief und 3m lang, das andere bei 40m ist 2,6m lang und 18m tief. Der Obere Stollen war darüber hinaus "aufgefahren", wobei die Länge heute nicht mehr feststellbar ist. Zusätzlich gab es einen Quergang nach Süden kurz vor dem 2. Gesenk (Oberes Gesenk"), der 7m Lang war.

Der Neue Stollen hatte bereits eine Länge von 104m (52 Lachter) und zielte auf die Stollen der Grube Zum Glück am Kehrsteig.

Nachdem Geigers Gesellschaft den Betrieb der Grube aufgenommen hatte, wurde der Obere Stollen bis zu den beiden Gesenken wieder instand gesetzt, danach der Tiefe Stollen vorgetrieben, bis man zu einem Erzgang kam, den man fälschlich für den "Sophia-Gang" hielt. Von hier aus wurde der Stollen 46m nach Westen vorgetrieben, bis der Irrtum bemerkt wurde. Von dort aus wurde der Gang nach Süden vorgetrieben, bis man nach 10m auf das Untere Gesenk stieß. Der Stollen wurde dann weiter getrieben, bis er auch zum Oberen Gesenk durchstieß. Dort wurden 2 Handpumpen installiert, mit denen das Wasser aus dem Gesenk gepumt werden konnte.

Danach wurde das Obere Gesenk um 4,5 vertieft, bis der Zustrom des Grundwassers zu stark wurde. Es wurde Geiger zwar eine Wasserkunst versprochen, mit der das Wasser herausgepumpt werden sollte, diese wurde aber nicht eingebaut. Von der neuen Sohle aus wurde ein weiterer Gang nach Südwesten vorgetrieben. Nach 11m wurde bei einer Sprengung ein starker Grundwasserzufluß freigesetzt, sodaß keine weiteren Arbeiten möglich waren.

Nach dem Wassereinbruch wurde nur noch an andere Stellen der Grube weiter gearbeitet. Der noch nicht betriebene Neue Stollen wurde geöffnet, instand gesetzt und ein Querschlag etwa 58m vom Mundloch entfernt von etwa 25m Länge vorgetrieben. Auch der Obere Stollen wurde auf ganzer Länge instand gesetzt und möglicherweise auch verlängert. Zusätzlich wurde - etwa 122m vom Mundloch entfernt - ein weiterer Querschlag in südwestlicher Richtung angelegt. Dieser wurde 18 - 20m lang. Danach wurde der Betrieb der Grube eingestellt.

1768 wurde die Grube wieder in Betrieb genommen. Man begann damit, den oberen Stollen wieder instand zu setzen und danach um ca 144m zu verlängern. Der Querschlag, der zuletzt von der vorherigen Gewerkschaft angelegt wurde, wurde auf 22m verlängert. Auch wurde ein neues Gesenk mit mindestens 2m Tiefe angelegt. 

In der letzten Betriebsperiode wurde der Obere Stollen bis auf ca 350m verlängert. Nach dieser Betriebsperiode wurde der Betrieb der Grube endgültig eingestellt. 

Quellen:

  1. Kurt F. Kunzmann, Freudenstädter Beiträge 8/1992 - Der Bergbau und die Mineralien des Freudenstädter Reviers, 1992, S.30
  2. Plan von der Herzoglich württembergischen Eisenfactorie Sankt Christophstal mit den oberen, unteren und neuen Werken (1778, Stadtarchiv Freudenstadt)
  3. Harald Weber, Die Wiederentdeckung der Grube "Untere Sophia", in: Baiersbronn-Friedrichstal: Die ehemalige Grube Untere Sophia, S. 5
  4. Kurt F. Kunzmann, Freudenstädter Beiträge 8/1992 - Der Bergbau und die Mineralien des Freudenstädter Reviers, 1992, S.30
  5. Uwe Meyerdirks, Die beiden Gruben Sophia im Christophstal bei Freudenstadt, in: Baiersbronn-Friedrichstal, Die ehemalige Grube Sophie, S. 15
  6. Uwe Meyerdirks, Die beiden Gruben Sophia im Christophstal bei Freudenstadt, in: Baiersbronn-Friedrichstal, Die ehemalige Grube Sophie, S. 15; Dr. Hans Rommel, Zur Geschichte des einstigen Bergbaus in Freudenstadt, in: Freudenstädter Beiträge N6 6/1987, 2. Auflage 1997, S. 140
  7. Uwe Meyerdirks, Die beiden Gruben Sophia im Christophstal bei Freudenstadt, in: Baiersbronn-Friedrichstal, Die ehemalige Grube Sophie, S. 16, Schuler, Das Christophsthal und Friedrichsthal, 1809, S. 120
  8. Uwe Meyerdirks, Die beiden Gruben Sophia im Christophstal bei Freudenstadt, in: Baiersbronn-Friedrichstal, Die ehemalige Grube Sophie, S. 27
  9. Uwe Meyerdirks, Die beiden Gruben Sophia im Christophstal bei Freudenstadt, in: Baiersbronn-Friedrichstal, Die ehemalige Grube Sophie, S. 18
  10. Uwe Meyerdirks, Die beiden Gruben Sophia im Christophstal bei Freudenstadt, in: Baiersbronn-Friedrichstal, Die ehemalige Grube Sophie, S. 16
  11. Uwe Meyerdirks, Die beiden Gruben Sophia im Christophstal bei Freudenstadt, in: Baiersbronn-Friedrichstal, Die ehemalige Grube Sophie, S. 16, Kurt F. Kunzmann, Freudenstädter Beiträge 8/1992 - Der Bergbau und die Mineralien des Freudenstädter Reviers, 1992, S.14
  12. Uwe Meyerdirks, Die beiden Gruben Sophia im Christophstal bei Freudenstadt, in: Baiersbronn-Friedrichstal, Die ehemalige Grube Sophie, S. 16
  13. Uwe Meyerdirks, Die beiden Gruben Sophia im Christophstal bei Freudenstadt, in: Baiersbronn-Friedrichstal, Die ehemalige Grube Sophie, S. 17ff

Photos: Roland Gänßler