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Christophstal

bei Freudenstadt

Die Münzstätte

Geschichte

Am nördlichen Ende der Feilenhauerei Bührle informiert ein Schild darüber, daß dort die herzogliche Münze stand. Allerdings ist nicht klar, ab wann dort Münzen geprägt wurden. Das früheste genannte Datum ist 1603. Diese soll 1610 wieder geschlossen worden sein9. Albert Raff verneint das in seinem Beitrag1.

Sicher ist jedoch, daß Herzog Johann Friedrich 1622 von Heinrich Schickhardt in Stuttgart-Berg und Tübingen zwei neue Münz- und Streckwerke einrichten ließ und eine weitere im Christophstal, in der bis 1628 Münzen geprägt wurden2. Der Beginn der Prägezeit fällt in die Zeit der Geldverschlechterung in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges, der sogenannten Kipper- und Wipper-Zeit.

In dieser Zeit wurde Silber mit Blei, Kupfer oder Zinn gestreckt und so minderwertige Münzen hergestellt. Teilweise wurde den Münzen auch dadurch, daß sie "weißgesiedet" wurden ein silberner Glanz verliehen. Betroffen waren vor allem kleinere Münzen wie Pfennige, Kreuzer und Halb-Batzen. Es kam soweit, daß die Menschen sich weigerten, diese Münzen zu akzeptieren.

Die größeren Münzen aus dem Christophstal waren mit C, CT oder F gekennzeichnet, die kleineren waren nicht gekennzeichnet3.

Für die Zeit 1622/1623 wurden folgende Münzen geprägt4:

Jahr Hirschgulden  Halbe Hirschgulden  24 Kreuzer 12 Kreuzer 
 1622
 1623      

Die doppelten Hirschgulden, die damals ebenfalls im Umlauf waren, wurden im Christophstal nicht geprägt. Im Sommer 1623 kam es zu einer Art Währungsreform, bei der die Münzen abgewertet wurden: "der ganze Hirschgulden auf 10 Kreuzer, der halbe auf 5, die Siebenschillinge auf 2 Kreuzer, die doppelten und einfachen Schillinge auf 4 und 2 Pfennige, die Kreuzer auf 1/2 Kreuzer und die Pfennige auf 1 Heller geschätzt"5.

Während die Tübinger Münze 1623 geschlossen wurde, bestand die im Christophstal noch einige Jahre weiter. Ab 1623 wurden folgende Münzen geprägt, die mit dem Münzzeichen CT gekennzeichnet waren6:

Nominal 1623 1624 1625 1626 1627 1628
3 Taler          
2 Taler  • •     
Taler •  • 
Guldentaler          
halber Taler    
Vierteltaler        
2 Kreuzer •     
1 Kreuzer          

Das Amt des Münzverwalters von Sohn David Stein, dem Sohn des Generalfaktors Peter Stein ausgeübt. Bis 1624 war wohl Peter Stein der Münzmeister, danach David Stein in Personalunion. Dadurch gab es keine richtige Kontrolle der Arbeite, zumal die dritte Kontrollinstanz, der Wardein völlig fehlte7.

1628 verstarb Herzog Johann Friedrich. Sein Nachfolger Eberhardt ließ das Münzprägen im Christophstal einstellen.

Technik

Über die Ausstattung der Münzstätte in ihren Anfangszeiten ist nichts bekannt. Nachdem die Tübinger Münzstätte geschlossen wurde, hatte der Münzmeister David Stein die Möglichkeit, Ausstattungsgegenstände von dort zu übernehmen. Er wählte einen Anwurf, einen Durchschnitt aus Messing, einen eisernern Einguß und einen eisernen Wandofen aus8.

Vor dem eigentlichen Prägen der Münzen wird das Silber zu Zainen gegossen oder geschmiedet. Sollte in der Münzstätte kein Hammer vorhanden gewesen sein, so wäre das Schmieden im Streckhammer etwas unterhalb der Münze erfolgt.
Möglicherweise wurden  die Münzen in der Christophstaler Münze anfangs noch per Hand geschlagen. Das heißt, ein Rohling wurde auf einen Unterstempel mit der Gravur der Unterseite gelegt, dann der Oberstempel mit der Gravur der Vorderseite darauf gesetzt. Mit einem Hammer wurde dann auf den Oberstempel geschlagen. Durch den Druck prägten sich die Darstellungen in den weicheren Rohling ein.
Im 16. Jahrhundert wurde die Spindelpresse entwickelt, mit der sehr viel schneller und sehr viel genauer gearbeitet werden konnte. Bei ihr wird der Oberstempel mit einer Spindel in einem Gestell bewegt. Am oberen Ende der Spindel ist eine Querstange, an der zwei gewichte hängen. Durch schnelles Bewegen der Querstange wird der Oberstempel gegen den Unterstempel geschlagen.

(wird fortgesetzt)

Quellen:

  1. Freudenstädter Beiträge 9/1999 - Albert Raff, Die Bedeutung von Christophstal für die württembergische Münzgeschichte, S. 27
  2. ebd. S. 29
  3. ebd. S. 29
  4. ebd. S. 29
  5. Ebner, Julius, Württembergische Münz- und Medaillenkunde, Band 1, Stuttgart 1905/10, S. 87, zitiert nach Freudenstädter Beiträge 9/1999 - Albert Raff, Die Bedeutung von Christophstal für die württembergische Münzgeschichte, S. 34
  6. Freudenstädter Beiträge 9/1999 - Albert Raff, Die Bedeutung von Christophstal für die württembergische Münzgeschichte, S. 35
  7. ebd, S. 42
  8. ebd. S. 34
  9. Königlich statistisch-topographisches Bureau, Beschreibung des Oberamtes Freudenstadt, Verlag Karl Aue, Stuttgart 1858, unveränderter photomechanischer Nachdruck, Horst Bissinger KG, Magstadt, 1967,S. 77