Logo Christophstal Freudenstadt

Christophstal

bei Freudenstadt

1612 plante Heinrich Schickhardt eine Drahtmühle, die unterhalb der Messingfaktorei lag. Diese Planung ist heute noch erhalten und liegt im Staatsarchiv. Der Lageskizze4 nach zu urteilen, handelt es sich bei dem Standort um das heutige Grundstück Talstraße 138, das Haus Kitzlinger. Entgegen einer Andeutung auf dem Hinweisschild des "Wasserleben"-Weges handelt es sich wohl auch um das erste Gebäude an dieser Stelle. In den überlieferten Dokumenten finden sich keine Hinweise auf ein älteres Gebäude auf dem ganzen Platz. Diese Drahtmühle taucht in der Literatur (z.B. bei Sattler, bei Schuler und bei Baldenhofer) auch getrennt auch unter der Bezeichnung "Leyre" auf, was dazu führt, daß sie auch an anderen Orten wie der "Haas'schen Mühle" gesucht wird...

Nach Schickhardts Einschätzung könnnen dort 10 Personen arbeiten, wenn viel Wasser vorhanden ist. Ist weniig Wasser vorhanden, kan kom der halbe theil arbaiten, den anderen mouß man feihr gelt [Anm.: Kurzarbeitergeld] geben.4 Er schätzt die Produktionsmenge auf 1000 Zentner in einem wasserreichen Jahr, in einem trockenen auf 400 Zentner.

Heinrich Schickhardt hat für den Bau und die Einrichtung der Drahtmühle 1412 Gulden und 35 Kreuzer veranschlagt1. Aus dem Vorgang wissen wir auch, wer die Mühle unter Schickhardt erbaut hat: der Zimmermeister Kilian Kesenbrot, der auch schon bei früheren Projekten mitgearbeitet hat, und der Maurer Hans Gratz.

Am 30. April 1632 brannte die Drahtmühle ab. Bei diesem Brand wurden zugleich etwa 16 Zentner Messingwaren vernichtet8. Sie wird wieder aufgebaut und noch weiter betrieben. 1749 wird das neue Gebäude noch erwähnt9.

Das Gebäude5 

Das Gebäude hat einen Grundriß von 53x43 Fuß (etwa 15,18m x 12,32m) und ist 3 Stockwerke hoch. Auf dem oberen Stockwerk sitzt ein Sattel- oder Walmdach, in dem wohl die Kammern der Arbeiter untergebracht waren. Die Mauern der beiden unteren Stockwerke ist gemauert - im Kostenvoranschlag Schickhardts wird als Dicke der Mauern 2,5 Schuh (28,65cm) angegeben. Darauf sitzt ein hilzen stockh, der wahrscheinlich als Fachwerk ausgeführt ist. 

Im unteren Stockwerk sind zwei Räume geplant. Im größeren befindet sich der Wellbaum, der von einem Wasserrad angetrieben wird. Dieser Baum treibt die Haspeln der Drahtziehbänke an. Im Nebenraum befindet sich ein Ofen, in dem das Material geglüht werden kann.

Im ersten Stock im größeren Raum, der auf der Seite des Mühlkanals liegt, die sieben Ziehbänke untergebracht, die von dem Wellbaum darunter angetrieben werden. Schickhardt hat unterschiedliche Bänke geplan: je 1 große Bank, große und kleine Schönbank,  Überstoßbank, Striffelbank, Schleppbank und eine Wolfbank, für die Schickhardt unterschiedliche Werkzeuge plante.

Die Verwendung des zweiten Raumes ist auf den ersten Blick nicht klar, da es in dem Stockwerk nach den Grundrissen keinen Zugang zu ihm gibt. Aus dem Kostenvoranschlag von Schickhardt geht aber hervor, daß der Glühofen 12 Schuh hoch sein soll. Damit gehört der Raum zum Bereich des Glühofens, der sich über zwei Stockwerke erstreckt.

Im zweiten Stock befinden sich in dem größeren Raum die vier Schockenbänke. Die Verwendung der anderen Räume geht aus den Plänen nicht hervor.

Im oberen Stockwerk, schon unter dem Dach waren wohl die Arbeiter untergebracht. 

Die Technik

Während Draht noch im Mittelalter von Hand gezogen wurde, was eine schwere, körperlich anstrengende Arbeit war. Dann lernte man, wie die  Wasserkraft eingesetzt werden kann, um Draht herzustellen. Dabei wurden grobe Rundstäbe durch Zieheisen gezogen, in denen sich mehrere Bohrungen unterschiedlichen Durchmessers befanden. 

Die Rundstäbe wurden angespitzt, damit sie durch das Loch paßten, und dann in das Zieheisen gesteckt. Dann wurde das  Ende mit einer Zange gegriffen und der Draht durch die Öffnung im Locheisen gezogen. Dieser Vorgang wurde solange wiederholt, bis der Durchmesser, der gewünscht war, erreicht wurde.