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Christophstal

bei Freudenstadt

Der Streckhammer

1688 wird der Streckhammer in einem Protokoll erstmals erwähnt, das bei der Übergabe der Werke von den Pächtern Wölper und Kohlmann an die neuen Pächter Jacquin und Brandhofer erstellt wird. Dort ist von einem alten Zain- und Streckwerk die Rede1.

Dieses Werk lag an der Stelle, an der die obere Drahtmühle von Schickhardt gelegen hat. Vermutlich ist damit das untere Stockwerk von Schickhardts Drahtmühle gemeint gewesen, in dem ein paar Hämmer standen, mit denen die Metallstücke vor dem Ziehen gestreckt wurden.

Als Hofrat Stahl die Werke 1749 besucht, findet sich in seinem Bericht zwei Einträge2:

ein Gebäude, worinnen ehemals der Drathzug gewesen,
eine Kleinschmiede

Hier kann nur vermutet werden, daß die Kleinschmiede der spätere Streckhammer war.

Über die Kleinschmieden berichtet er3:

Der Kleinschmeiden oder Zainhammer seyn 2 allhier, in jeder arbeiten 3 Mann, welche ebenso abwechseln, als ich von den Grobschmieden gemeldet habe. Man giebt ihnen 108 Pfund grob Eisen oder Zainbengel auf einen Zentner oder 104 Pfund klein Eisen und darneben 5 nur 1/3 Zuber Kohlen. Von dem Knoppeneisen wird ihnen 13 Krz. von dem andern aber nur 12 Krz. bezahlt>

Über die Grobschmiede (in den Großhämmern) schrieb er4

Und über den Verkauf:5

Das kleine und Zaineisen wird an die chalanden geliefert vor 8 Gulden 20 Krz. und an die Privatos verkauft vor 8 Gulden 53 1/3 Krz.

28 = Kohlscheuer
29 = Oberzainhammer
30 = Bierhaus
31 = Brennhaus
32 = Laborantenstall
33 = Backofen
34 = Laborantenhaus samt Keller
35 = Magazin
36 = Streckhammer
37 = Kohlscheuer

1782 wurde am Streckhammer das Gerinne erneuert6.

Als das Werk von Herzog Friedrich II. ab 1799 wieder selber betrieben wurde, war der Streckhammer mit einem Rennofen zur Eisenerzeugung und einem Streckofen ausgerüstet. Sie hatten jeweils ein eigenes Rad für das Gebläse, das aus zwei Blasebälgen bestand. Geschmiedet wurde mit zwei Hämmern, einem Großhammer und einem Kleinhammer, die in einem gemeinsamen Hammergerüst waren. Beide waren als Schwanzhammer ausgeführt. Beim Streckhammer standen damals noch ein Haus, in dem ein Eisenlager und zwei Laborantenwohnungen untergebracht waren und die übliche Kohlscheuer zur Lagerung der Holzkohle.7

Aus einer Auflistung bei Hugo Müller erfahren wir, daß sich diese Gebäudegruppe 1811 nicht geändert hat. Er führt allerdings noch ein Backhaus auf, das aber bereits auf der Karte von 1778 aufgeführt ist. Die Anzahl der Schmiede, die dort eingesetzt werden, gibt er nicht konkret an. Wir erfahren nur, daß auf dem Streckhammer und auf dem Zainhammer (heute ehemalige Feilenhauerei Bührle) zusammen 2 Meister und 5 Gesellen eingesetzt waren8.

Im Abrechnungsjahr 1814/1815 wurde ein neues Schwanzhammergerüst mit Groß- und Kleinhammer aufgestellt und der Hammer erweitert9.

1823/1824 mußte die Kohlscheuer erneuert werden. Sie wurde abgerissen und für 1582 Gulden eine neue errichtet10.

Nachdem 1832 die Frage aufgeworfen wurde, ob es nicht sinnvoller sei, die Werke Christophstal und Friedrichstal wieder zu vereinen11, beschloß die Regierung 1835, den Streckhammer still zu legen und zu verkaufen, da er nicht wirtschaftlich betrieben werden konnte12. Allerdings sollte er – wie Oberer Großhammer und Zainhammer auch - nicht sofort verkauft werden, sondern erst, wenn größere Reparaturen anstanden.

Nach dem Beschluß zog im Frühjahr 1836 die Nachfrage nach raffiniertem Stahl dermaßen an, daß der Streckhammer noch einmal umgebaut wurde. Er erhielt ein Rohstahl- und ein Raffinierfeuer, um die Nachfrage bedienen zu können. Anfang Oktober 1836 konnten die neuen Feuer in Betrieb genommen werden. Die Umrüstung kostete 711 Gulden 35 Kreuzer.13

Vor der Wiedervereinigung 1836 waren ein Meister und 1 Geselle im Streckhammer beschäftigt.14

 Am 5. Juli 1841 wurde der Streckhammer mit Kohlscheuer, dem Hauptmagazin und dem Laborantenhaus darauf für 4000 Gulden an Wilhelm Uhland verkauft15, der ihn zu einem Sägewerk umbaute.

  1. Thier, Die Geschichte der Schwäbischen Hüttenwerke 1365 - 1802, Verlag Heimat und Wirtschaft Stuttgart und Aalen, 1965, S. 166
  2. Hofrat Stahl in Gottfried Schrebers Neue Kameralschriften, 4. Teil 1766 nach Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 52
  3. Hofrat Stahl in Gottfried Schrebers Neue Kameralschriften, 4. Teil 1766 nach Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 53
  4. Hofrat Stahl in Gottfried Schrebers Neue Kameralschriften, 4. Teil 1766 nach Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 53
  5. Hofrat Stahl in Gottfried Schrebers Neue Kameralschriften, 4. Teil 1766 nach Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 53
  6. Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 68
  7. Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 73f
  8. Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 101
  9. Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 104
  10. Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 105
  11. Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 161
  12. Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 168
  13. Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 173
  14. Hugo Müller, Die württembergischen Hüttenwerke im Forbachtal, 1943, Abschrift Stadtarchiv Freudenstadt, Sig. Hd2.Müll, S. 107

Karte:

Plan von der Herzoglich württembergischen Eisenfactorie Sankt Christophstal mit den oberen, unteren und neuen Werken (1778, Stadtarchiv Freudenstadt)